Grünfeldindisch - Ein positionelles Repertoire für Schwarz - Teil 1 

GM Mihail Marin     October 9, 2023

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Kapitel 1 - 5.Ld2  Closed
Kapitel 2 - 8.Le3 Da5 9.Dd2 0-0 10.Tc1  Closed
Kapitel 3 – 8.Le3 Da5 9.Dd2 0-0 10.Tb1  Closed
Kapitel 4 – 8.Le3 Da5 9.Sd2  Closed
Kapitel 5 – 8.Le3 Da5 9.Ld2  Closed
Kapitel 6 – 8.Tb1, 14.Lc4  Closed
Kapitel 7 – 8.Tb1, 14.0-0  Closed
Kapitel 8 – 8.h3  Closed
Kapitel 9 – 8.Lb5+ Sc6 9.0-0  Closed
Kapitel 10 – 8.Lb5+ Sc6 9.d5  Closed
Testaufgaben  Closed

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Grünfeldindisch: Ein positionelles Repertoire für Schwarz - Teil 1

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Heutzutage gilt die Grünfeldindische Verteidigung als eine der aktuellsten und zuverlässigsten Waffen gegen 1.d4. Die meisten Weltklassegroßmeister haben sie in ihrem Repertoire. Dennoch schrecken aufgrund des hohen Lernaufwands viele Spieler davor zurück, sich mit dieser komplexen und theoretischen Eröffnung zu beschäftigen. Mit Hilfe der vorliegenden dreiteiligen Datenbank möchte unser Autor GM Mihail Marin Ihnen dies erleichtern.

Da es schwierig ist, neue Eröffnungen ohne Kenntnis der dazugehörigen Mittelspielstellungen zu lernen, stellt der rumänische Großmeister Ihnen zunächst einmal anhand von instruktiven Partien die wichtigsten Bauernstrukturen vor, und erklärt die Ziele, die Weiß und Schwarz darin jeweils verfolgen. Mit dem Verständnis dieser Strukturen sind Sie hervorragend gerüstet, um sich im Anschluss mit der Theorie der Grünfeldindischen Verteidigung zu befassen.

Sowohl die Struktur- als auch die Theoriekapitel enthalten im Anschluss Testdiagramme, die Ihnen dabei helfen, das Gelernte zu überprüfen und zu verinnerlichen.

Typische Bauernstrukturen der Grünfeldindischen Verteidigung (Strukturen 1-4)

Struktur 1 - Weiß spielt e4-e5

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Eine der wichtigsten Strukturen in der Grünfeldindischen Verteidigung. Der Plan e4-e5 ist bei weitem der aggressivste und zweischneidigste, der Weiß zur Verfügung steht. Je nachdem, ob Schwarz mit c5xd4 tauscht, kann er in zwei Variationen entstehen: Mit offener und mit geschlossener c-Linie. GM Mihail Marin beschreibt die strategische Situation mit den folgenden Worten:

Es ist leicht zu erkennen, dass Weiß mit dem Vorstoß des e-Bauern eine folgenschwere Entscheidung trifft. Nach dem Tausch c5xd4 erhält Schwarz ein ideales Blockadefeld auf d5. In der Konsequenz sind die meisten Endspiele schlecht für Weiß, da seine Bauernmehrheit im Zentrum unbeweglich ist, während die schwarze Mehrheit am Damenflügel ungehindert vorziehen kann. e4-e5 sollte also gut überlegt sein, kann aber, wenn die passenden positionellen Voraussetzungen gegeben sind, auch die Grundlage für einen mächtigen Königsangriff sein. Wenn Schwarz bereits e7-e6 gespielt hat, oder wenn er es als Antwort auf e4-e5 spielen muss, weil e5-e6 eine Drohung darstellt, entsteht auf f6 eine sehr verwundbare Felderschwäche. Dies kann Weiß nutzen, um langsam seinen Angriff aufzubauen: Mit Lh6 und h2-h4-h5, und in der Folge entweder h5-h6, oder hxg6 mit der Idee, auf der h-Linie Schwerfiguren zu verdoppeln. Manchmal ist auch ein Springertransfer nach d6 oder f6 möglich, aber da Weiß dafür normalerweise über e4 gehen muss, kann Schwarz diesen Plan meist mit Lxe4 entschärfen. Eine weitere thematische Idee ist, die Blockade mit d4-d5 aufzubrechen. Damit das funktioniert, benötigt Weiß normalerweise einen Springer auf f4, und die Abwesenheit der schwarzen Leichtfiguren vom Blockadefeld d5. Typisch dafür wäre die Positionierung eines schwarzen Springers auf a5, während der Läufer nach Tausch aller Türme nach c8 gezwungen wurde. Für Schwarz ist es umgekehrt wichtig, das Feld d5 unter Kontrolle zu halten, um die Partie auszugleichen, oder sogar die Initiative zu übernehmen. Ein wichtiger Faktor ist dabei der Läufer g7, der vormals die stärkste Figur im schwarzen Lager war, und nun, angesichts des Bauern auf e5, ein passives Dasein fristet. Wenn es Schwarz gelingt, die Gefahren gegen seinen König zu vermeiden oder abzuwehren, kann dieser über f8 aktiviert werden. Wenn die schwarze Figurenkoordination der weißen überlegen ist, können auch taktische Einschläge auf d4 oder e5 funktionieren.

Als erstes Beispiel dient das folgende hochklassige wie lehrreiche Aufeinandertreffen zweier Giganten:

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Struktur 2 - Weiß spielt d4-d5 und erhält einen Freibauern

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Der andere wichtige Bauernvorstoß, d4-d5, kann eine größere Vielfalt von Strukturen und strategischen Erfordernissen nach sich ziehen. Der zweite Strukturteil befasst sich mit dem Fall, dass Weiß einen freien d-Bauern erhält. Wie auch in der ersten Struktur kann hierbei die c-Linie offen oder geschlossen sein. Der Autor beschreibt die Pläne beider Seiten mit den folgenden Worten:

Nicht nur optisch stellt der Vorstoß d4-d5 eine völlig andere Herangehensweise dar. Anstatt den Läufer g7 in seiner Bewegung einzuschränken, öffnet Weiß die lange Diagonale, auf der dieser steht. Häufig leert er sie dafür im Vorfeld, indem er den Turm von a1 abzieht, und wenn möglich einen Tausch auf d4 provoziert. Das kann zu der paradoxen Situation führen, dass diese Figur, trotz ihrer Kontrolle der vielen Felder h8 bis a1, ziemlich wirkungslos ist. Im Interesse von Schwarz ist, dass der Läufer, wenn er selbst keinen Druck ausübt, die Aktivität anderer Figuren fördert, zum Beispiel, indem er ein Eindringen des Springers nach b2 oder c3 ermöglicht. Da es sich beim Grünfeldinder um eine ausgesprochen dynamische Eröffnung handelt, hat Weiß nicht immer die Zeit, um die lange Diagonale zu räumen. Stattdessen opfert er in vielen theoretischen Varianten einen Bauern, oder sogar die Qualität. Um zu verstehen, ob dieses Opfer gerechtfertigt ist, hilft es, sich die Vorteile des d-Bauernvorstoßes vor Augen zu führen. Wenn Schwarz bereits e7-e6 gezogen hat, um das weiße Zentrum in der Beweglichkeit einzuschränken, erzeugt d4-d5 einen Freibauern. Ob dieser stark oder schwach ist, hängt von der Figurenaktivität beider Spieler ab. Nachteile hat der Vorstoß des weißen d-Bauern allerdings auch: 1) In den Varianten mit Sg1-e2 kann für Schwarz mit dem Gewinn des Feldes e5 starkes Gegenspiel einhergehen. Wenn es Weiß allerdings gelingt, dieses zu unterbinden, erhält er erdrückenden Raumvorteil. 2) Der vorgestoßene Bauer kann schwach werden. Wenn er vereinzelt ist, und nicht ausreichend von den weißen Figuren unterstützt wird, kann es passieren, dass er verloren geht. 3) Sogar wenn es Weiß gelingt, nach e6xd5 e4xd5 mit c3-c4 einen gedeckten Freibauern zu schaffen, kann ein Blockadespringer auf d6 Schwarz die besseren Chancen im Endspiel einbringen. Starten möchte ich mit einem typischen Beispiel für den Erfolg eines starken Freibauern auf der d-Linie.

Als erste Beispielpartie zeigt der Autor den folgenden Klassiker, eine starke strategische und taktische Leistung des jungen Garry Kasparov:

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Struktur 3 - Weiß spielt d4-d5, ohne einen Freibauern zu erhalten

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Im dritten Strukturteil zieht Weiß d4-d5, ohne dass ein Freibauer entsteht. Ziel ist es in der Regel, Raumvorteil am Damenflügel zu gewinnen, den Gegner in seiner Beweglichkeit einzuschränken, und, sobald sich der schwarze b-Bauer bewegt, c6 als Figurenstützpunkt anzuvisieren.

Wenn Schwarz auf d4 tauscht, hat meist die Seite Vorteil, der es gelingt, Kontrolle über die c-Linie zu erlangen. In Stellungen mit geschlossener c-Linie möchte Weiß, wie das auch in der zweiten Struktur der Fall ist, sein Zentrum mit c3-c4 festigen. Eine wichtige Gegenspielidee von Schwarz ist, dies zu verhindern und, manchmal sogar unter Bauernopfer, den Bauern c3 mit c5-c4 zu fixieren, um ihn in der Folge anzugreifen. Ob offene oder geschlossene c-Linie - Schwarz strebt in jedem Fall die Kontrolle des Feldes c4 an.

In diesem Beispiel ist es ausnahmsweise Kasparov, dem es gegen seinen langjährigen Rivalen nicht gelingt, die strategischen Probleme zu lösen:

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Struktur 4 - Weiß spielt d4-d5 und e4-e5

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In der vierten und letzten Struktur realisiert Weiß beide Bauernvorstöße, d4-d5 und e4-e5. GM Mihail Marin beschreibt die zweischneidige strategische Situation, die dies zur Folge hat:

Beide Bauernvorstöße durchzuführen, und sich dabei einen erdrückenden Raumvorteil zu sichern, scheint auf den ersten Blick das ideale Szenario für Weiß zu sein. Weder erhält Schwarz d5 als Figurenfeld, noch kann sein Fianchettoläufer auf der langen Diagonale a1-h8 ungehindert wirken.

Ganz so einseitig gestaltet sich dieser Stellungstyp allerdings nicht. Weit vorgerückte Bauern neigen dazu, angreifbar zu werden, und die Zentralbauern d5 und e5 sind diesbezüglich keine Ausnahme. Damit der doppelte Vorstoß vorteilhaft für Weiß ist, müssen in der Regel folgende Bedingungen erfüllt sein: Erstens sollten die weißen Figuren die Felder vor ihren Bauern kontrollieren oder besetzen. Zweitens ist es wichtig, dass die weißen Bauern mehr schwarze Leichtfiguren in ihrer Beweglichkeit einschränken als nur den Läufer g7, den Schwarz im richtigen Moment mit dem Bauernhebel f7-f6 zurück ins Spiel bringen kann.

Als Beispiel für die perfekte Ausführung der weißen Strategie dient die folgende Partie des Exweltmeisters Vassily Smyslov:

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Eröffnungstheorie (Kapitel 1-10)

Hier stellt GM Mihail Marin die ersten zehn eröffnungstheoretischen Kapitel vor. Teil 1 und 2 seines Repertoires befassen sich nach den einleitenden Zügen 1.d4 Nf6 2.c4 g6 3.Nc3 d5 mit dem Schlagen 4.cxd5 Nxd5.

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Diese Fortsetzung ist nicht nur bei weitem die populärste, sondern auch die konsequenteste: Weiß macht sich den Umstand zunutze, dass der Bauer d5 nicht wie im Abgelehnten Damengambit oder der Slawischen Verteidigung durch einen Nachbarn gedeckt ist, und schlägt ihn sofort, was seinen Gegner zum Zurücknehmen mit dem Springer zwingt. In der Folge wird Weiß auf diesen Springer Zeit gewinnen. Die wichtigste Idee des Schwarzspielers ist zunächst, Druck gegen den Bauern d4 zu erzeugen, was durch die halboffene d-Linie und das Läuferfianchetto begünstigt wird.

An dieser Stelle möchten wir Ihnen einen Überblick über die ersten zehn Kapitel der Datenbank verschaffen.

Kapitel 1: 5.Ld2

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In den letzten 10 Jahren gewann diese einstige Nebenvariante zunehmend an Bedeutung, und wurde 2014 sogar in der ersten Partie des WM-Kampfes Carlsen-Anand angewandt. Die Idee von 5.Ld2 ist, auf c3 mit dem Läufer zurückzuschlagen, und dadurch den schwarzen Fianchettoläufer zu neutralisieren. Allerdings ist die Gegenüberstellung der Läufer nicht immer vorteilhaft für Weiß, beispielsweise kann Schwarz nach einem Läufertausch eine Blockade auf den schwarzen Feldern anstreben. Darüber hinaus kostet das Manöver wertvolle Tempi.

Der Autor empfiehlt die Fortsetzung 5...Lg7 6.e4 Sxc3 7.Lxc3 0-0

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Hier hat Weiß eine wichtige Entscheidung zu treffen. Schwarz beabsichtigt c7-c5, um anschließend das folgerichtige d4-d5 mit e7-e6 zu beantworten. Da er über leichten Entwicklungsvorsprung verfügt, käme ihm die Öffnung des Zentrums zugute. Weiß steht hier eine Vielzahl an Fortsetzungen zur Verfügung, er kann die Durchführung des schwarzen Plans zulassen, oder Präventivmaßnamen dagegen ergreifen.

Die bei weitem wichtigste Fortsetzung aber ist 5.e4, was ohne Zeitverlust das Zentrum besetzt. Nach den Zügen 5...Sxc3 6.bxc3 Lg7 steht Weiß eine Vielzahl an verschiedenen Varianten zur Auswahl, die in den folgenden Kapiteln untersucht werden.

Kapitel 2: 7.Sf3 c5 8.Le3 Da5 9.Dd2 0-0 10.Tc1

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Weiß plant, mit d4-d5 und c3-c4 im Zentrum Raum zu gewinnen. Dafür entwickelt er zunächst seinen Damenflügel, entfernt den Turm a1 von der Diagonale des gegnerischen Fianchettoläufers, und verwendet ihn, um seinen verwundbaren Bauern c3 zu decken.

Diese Variante wurde in den späten 70er Jahren populär, und bereitete Schwarz lange Zeit eröffnungstheoretische Probleme. Bis heute hat sie nichts von ihrer Aktualität eingebüßt. Weiß hält sein Zentrum intakt, um im Mittelspiel daraus Kapital zu schlagen. Vorher galt der Zug Sf3 in der Abtauschvariante als harmlos, weil Schwarz die Mögllichkeit Lg4 erhält. Zu den führenden Experten dieser Variante gehörten im Laufe der Jahrzehnte einige der besten Spieler aller Zeiten. Zuerst war es der junge Kasparov, danach sein Rivale Karpov, der sie in den Wettkämpfen gegen ihn anwandte, und später ein dritter der großen K, Vladimir Kramnik.

In der Diagrammstellung hat Schwarz viele respektable Züge zur Auswahl. Die Idee ist aber immer, Druck auf das Zentrum, vor allem auf d4, auszuüben, und damit Konzessionen zu erzwingen. GM Mihail Marin empfiehlt den Zug 10...Lg4, der durch Angriff auf den Springer f3 indirekt d4 angreift.

Darüber hinaus befasst sich das Kapitel mit der Zugfolge 7.Le3 c5.

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Weiß versucht damit, die Variante 7.Sf3 c5 8.Le3 Da5 9.Dd2 Sc6 zu umgehen. In der Diagrammstellung setzt er in der Regel mit 8.Dd2 fort, und kann 8...Da5 9.Tc1 Sc6 mit 10.d5 beantworten.

Anstelle von 8...Da5 empfiehlt der Autor 8...0-0, wonach Weiß kaum etwas besseres hat, als in die Variante 7.Sf3 überzugehen. Ein unabhängiger Versuch ist 9.Tb1!?, aber nach 9...cxd4 10.cxd4 Sc6

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hat Schwarz aufgrund seines Entwicklungsvorsprungs keine Probleme.

Kapitel 3: 7.Sf3 c5 8.Le3 Da5 9.Dd2 0-0 10.Tb1

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Mit der Drohung Tb5 möchte Weiß eine Schwächung des schwarzen Damenflügels provozieren. Anschließend soll der Turm nach c1 weiterziehen, um c3 zu decken. Dies ist ein typisches Manöver in der Variante 9...Sc6, hier ist es aber harmlos. GM Mihail Marin zeigt in detaillierten Analysen, dass Schwarz nach 10...b6, mit der Idee, den Bauern c5 zu decken, und ein weißes Tb1-b5 mit Da5-a4 zu beantworten, keine Probleme hat.

Kapitel 4: 7.Sf3 c5 8.Le3 Da5 9.Sd2

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Ein interessanter Zug, der zuletzt an Popularität gewonnen hat. Der Springer wird zum Damenflügel verlegt, um dort die schwarze Dame zu ärgern.

Eine Pointe des weißen Spiels ist 9...cxd4 10.Sc4 Dd8 (10...Dxc3? 11.Ld2 mit Damenfang) 11.cxd4 0-0 12.Tc1. Durch den Tempogewinn auf die Dame ist es Weiß gelungen, den Springer ohne Zeitverlust in eine aktive Position zu bringen, und die üblichen Probleme auf der Diagonale e1-a5 abzuwehren.

Die Empfehlung des Autors ist, 9.Sd2 mit 9...Ld7!? Zu beantworten.

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Dieser Zug, der von den üblichen Entwicklungsschemata im Grünfeldinder abweicht, verfolgt sehr konkrete Ziele: Er bereitet La4 vor, was in manchen Varianten der Dame ein Rückzugsfeld auf c2 sichert, und Da4, um einem Angriff des Springers gegen die Dame vorzubeugen. Die vorliegenden Analysen, wie auch die Praxis dieser Variante, zeigen, dass Schwarz mit diesem ungewöhnlichen Läuferzug seine Eröffnungsprobleme lösen kann.

Kapitel 5: 7.Sf3 c5 8.Le3 Da5 9.Ld2

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Die Idee dieses etwas seltsam anmutenden Zuges ist, den Nachziehenden vom Tausch auf d4 abzuhalten. Schwarz muss nun sehr genau fortsetzen, da er Gefahr läuft, in eine passive Stellung gezwungen zu werden - sollte es Weiß gelingen, ohne Zugeständnisse seine Entwicklung zu beenden. GM Mihail Marin empfiehlt, nach 9...0-0 10.Le2 mit dem thematischen 10...Lg4 11.0-0 Td8 maximalen Druck gegen d4 zu erzeugen. In der Folge kommt es zu sehr konkreten und forcierten Varianten, die Weiß allesamt keine Aussichten auf Vorteil bieten.

Kapitel 6 und 7: 8.Tb1 0-0 9.Le2

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Dies dürfte ohne Zweifel die am weitesten analysierte Variante in der Grünfeldindischen Verteidigung sein. Sie wurde etwa zur gleichen Zeit populär wie 8.Le3. Weiß räumt die lange Diagonale, um den thematischen Vorstoß d4-d5 zu beschleunigen, und ist häufig auch bereit, einen Bauern dafür zu opfern. Im Laufe der Zeit hat Schwarz viele verschiedene Pläne ausprobiert, und riesige Mengen an Eröffnungstheorie sind entstanden.

In dieser Variante empfiehlt GM Mihail Marin die Fortsetzung 9...Sc6 10.d5 Se5 11.Sxe5 Lxe5 12.Dd2 e6 13.f4 Lc7, was c3-c4 unterbindet. Strategisch ist es für Schwarz wünschenswert, Weiß am Zurückschlagen mit dem c-Bauern zu hindern. Wenn es gelingt, exd5 zu erzwingen, verliert das weiße Zentrum an Beweglichkeit, und der nach f4 vorgestoßene Bauer stellt nur noch eine Schwächung dar. Die lange Diagonale zu verlassen, sieht riskant aus, aber es hat sich gezeigt, dass es Weiß nicht leicht fällt, diese für einen Angriff zu nutzen.

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Da diese Variante eröffnungstheoretisch so bedeutsam ist, widmet der Autor ihr zwei Kapitel. Während sich Kapitel 6 mit dem selteneren Zug 14.Lc4 befasst, wird in Kapitel 7 die Hauptvariante 14.0-0 analysiert.

Kapitel 8: 8.h3

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Weiß möchte seine Läufer entwickeln, ohne durch Lg4 zum Vorstoß eines seiner Zentralbauern gezwungen zu werden. Der Plan sieht logisch aus, ist aber sehr langsam.Wenn Weiß die Möglichkeit erhält, seine Entwicklung ungestört zu beenden, steht er besser. Schwarz kann allerdings seinen Entwicklungsvorteil nutzen, und sofort mit 8...0-0 9.Le3 Sc6 10.Le2 cxd4 11.cxd4 f5 im Zentrum aktiv werden.

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Danach kann Weiß sein Bauernzentrum nicht aufrechterhalten. Wie die Praxis gezeigt hat, kommt Schwarz in der Folge in allen Varianten zu gutem Gegenspiel.

Kapitel 9 und 10: 8.Lb5+

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Mit diesem frühen Schach im Geiste der Bogoindischen Verteidigung möchte Weiß den Druck auf d4 mindern. Schwarz muss nun entweder die d-Linie mit 8...Ld7 oder 8...Sd7 verstellen, oder, wie von mir empfohlen, den Springer auf c6 dem Angriff und der zumindest temporären Fesselung des Läufers aussetzen.

GM Mihail Marin empfiehlt, das Schach mit 8...Sc6 zu beantworten.

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Das ist die aktivste Fortsetzung. Um den Druck auf d4 zu reduzieren, muss sich Weiß bald aller Voraussicht nach von seinem Läufer trennen. Kapitel 9 analysiert die alte Hauptvariante 9.0-0, während Kapitel 10 den kritischen Zug 9.d5 im Detail untersucht, der von Anand in seinem WM-Kampf 2012 gegen Gelfand angewandt wurde.